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Die koordinative Fähigkeit – Grundlage jeder Bewegung

Koordination ist definiert als das Zusammenwirken von Zentralnervensystem und Muskulatur innerhalb eines gezielten Bewegungsablaufs (HOLLMANN/HETTINGER). Bewegungen von Lebewesen werden aufgrund von Sinnesrückmeldungen kontrolliert und gesteuert (Sensomotorik). 

 

Die koordinative Fähigkeit zählt zu den motorischen Hauptbeanspruchungsformen ebenso wie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit. Die oben beschriebenen motorischen Fähigkeiten können in energetisch festgelegte Fähigkeiten und in informationsorientierte Fähigkeiten eingeteilt werden.    

 

Die koordinative Fähigkeit ist wichtige Voraussetzung für die Bewältigung aller Bewegungen. Eine gute Koordination befähigt den Hund seine Bewegungen verschiedenen Situation anzupassen und diese Bewegungen ökonomisch, d. h. mit dem geringsten Energieaufwand auszuführen. Neue Bewegungen können schneller erlernt werden. Die koordinative Kompetenz unserer Hunde sollte unbedingt schon im Welpenalter geschult werden. Gerade in den ersten Lebenswochen ist die Schulung der koordinativen Fähigkeit sehr sinnvoll. Die Entwicklung der koordinativen Leistungsfähigkeit von Hunden verläuft kurvenförmig. Im Welpen- und Junghundealter steigt die Entwicklung der Koordination steil an, erreicht im frühen Erwachsenenalter ihren Höhepunkt und flacht im Alter wieder ab. Die Hunde entwickeln durch ein sinnvolles Koordinationstraining eine gute Körperwahrnehmung und ein gutes Körpergefühl. Eine gezielte Förderung der koordinativen Leistung ist nicht nur im Welpen- und Junghundealter wichtig, sie spielt auch in der Rehabilitation nach Verletzungen, im Alter und natürlich auch im Sport eine große Rolle. Vereinfacht könnte man sagen „Motorisches Lernen ist gleich lebenslanges Lernen“. 

Die Koordination kann nochmals in unterschiedliche Teilgebiete gegliedert werden. Gängig ist eine Unterteilung in Reaktionsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit, Gleichgewichts- und Rhythmusfähigkeit. 

 

Im Folgenden möchte ich die einzelnen Teilgebiete der koordinativen Leistungsfähigkeit kurz erläutern:

 

1. Reaktionsfähigkeit

Ist die Fähigkeit auf Reize aus der Umwelt schnell und zielgerichtet zu reagieren.

 

Praktische Bedeutung:

Der Abruf. Das vom Besitzer gegebene akustische Abrufsignal wird vom Hund wahrgenommen und es erfolgt ein festgelegter Bewegungs- bzw. Handlungsablauf in dem der Hund schnell zu seinem Besitzer zurückkehrt (so die Theorie). Eine gute Reaktionsfähigkeit hält die Zeit zwischen Reizaufnahme, -verarbeitung und -weiterleitung so gering wie möglich. Gerade die Reaktionsfähigkeit lässt im Alter deutlich nach. Es ist also völlig normal und kein böser Wille, dass ihr Senior nicht mehr ganz so schnell auf ihr Rückrufsignal reagiert.

 

2. Umstellungsfähigkeit

Ist die Fähigkeit des Hundes sich schnell auf neue Situationen einzustellen.

 

Praktische Bedeutung:

Im Hundesport. Bei speziellen Übungen der Führerverteidigung, wie es im Ringsport verlangt wird, müssen Hunde mitdenken und situativ reagieren.

 

3. Orientierungsfähigkeit

Ist die Fähigkeit des Hundes, die Lage seines Körpers im Raum zu kennen und zielgenau zu verändern. Neben den akustischen und optischen Systemen wird hier auch das kinästhetische System angesprochen.

 

Praktische Bedeutung:

Die Orientierung bei Dunkelheit. Trotz völliger Dunkelheit ist es Ihrem Hund möglich, sich unfallfrei in der eigenen Wohnung zu bewegen. Gerade bei einem blinden Hund ist es sehr wichtig, die akustischen und die kinästhetischen Systeme zu trainieren. Erblindet Ihr Hund im Alter, wird er sich umso besser zurechtfinden, je besser das akustische und das kinästhetische System geschult sind.

 

4. Differenzierungsfähigkeit

Die Fähigkeit des Hundes, seine Bewegungsabläufe mit der richtigen Dosierung von Kraft und Geschwindigkeit und der Abschätzung von Distanzen im Raum ablaufen zu lassen.

 

Praktische Bedeutung:

Im Hundesport. Diese Fähigkeit wird bei Sprüngen über Hürden u. ä. und auch im Schutzdienst benötigt.

 

5. Gleichgewichtsfähigkeit

Die Fähigkeit des Hundes, seinen Körper gegen die Schwerkraft im Gleichgewicht zu halten. Unterschieden wird in ein stabiles und in ein dynamisches Gleichgewicht. Der Vestibularapparat ist ein wichtiges System, um das Gleichgewicht zu kontrollieren.

 

Praktische Bedeutung:

Ein Hund mit einem Vestibularsyndrom hat massive Probleme sein Gleichgewicht zu halten, Stürze sind vorprogrammiert. Sollte Ihr Hund an einem Vestibularsyndrom erkranken, sollten Sie sicherstellen, dass er sich bei Stürzen nicht verletzen kann. Zum Beispiel sollten Sie ihn beim Treppenlaufen zusätzlich mit einem Führgeschirr sichern.

 

6. Rhythmusfähigkeit

Die Fähigkeit des Hundes, Bewegungsabläufe in einem bestimmten Rhythmus durchzuführen.

 

Praktische Bedeutung:

Die Rhythmusfähigkeit ist für die harmonischen Wechsel zwischen Schritt und Trab beim Laufen von großer Bedeutung.